Rund 35 Kilogramm Haushaltszucker – so viel verbraucht ein Bundesbürger pro Jahr. Dabei empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO nicht mehr als 25 Gramm „freien Zucker“ täglich. Um diese Empfehlung einzuhalten, lohnt sich ein Blick auf Zucker-Alternativen. Doch welche Vor- und Nachteile bringen natürliche und künstliche Süßstoffe mit?
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Zucker auf einen Blick
Nach Zucker-Alternativen halten gesundheitsbewusste Menschen Ausschau, die die schädlichen Auswirkungen von Zucker kennen. Denn Zucker beliefert den Körper mit „leeren“ Kalorien. Diese blockieren die Fettverbrennung und begünstigen langfristig eine Gewichtszunahme. Wer dem Zucker häufig zuspricht, riskiert auf lange Sicht:
- Magen-Darmprobleme sowie ein anhaltendes Völlegefühl
- Blähungen, Durchfall oder Verstopfung
- Schlafprobleme und eine gestörte Konzentration
- weniger Energie im Alltag
- schnellere Hautalterung
Zucker aktiviert das Belohnungssystem. Personen, die pro Tag viel davon essen, entwickeln im Gehirn neue Nervenverbindungen. Diese führen zu einem stärkeren Verlangen nach zuckerhaltigen Lebensmitteln. Kurz gesagt: Zucker kann süchtig machen.
Um den Zuckerkonsum im Alltag zu reduzieren, eignen sich zuckerfreie Süßigkeiten sowie Zucker-Alternativen. Zum Süßen von Tee oder Kuchenteig kommt Honig infrage.
Die Marktentwicklung von Zucker und die regulatorischen Maßnahmen
Die Zuckerproduktion geht in Deutschland merklich zurück. Im Wirtschaftsjahr 2022/2023 lag sie bei rund vier Millionen Tonnen. Das sind im Vergleich zum Vorjahr knapp 15 Prozent weniger.
Auch der Pro-Kopf-Verbrauch von Zucker verringert sich. 2021/2022 lag er bei 34,7 Kilogramm. Im Folgejahr sank er um 1,5 Kilogramm. Dazu tragen die regulatorischen Maßnahmen der Bundesregierung bei, die dem hohen Zuckerkonsum in Deutschland den Kampf angesagt haben.
Die Bundesregierung arbeitete bereits im Jahr 2018 eine „Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz“ in Fertigprodukten aus. Diese verbietet Zucker in Tee für Säuglinge und Kleinkinder. Zur Umsetzung der folgenden Punkte hat sich die Lebensmittelwirtschaft bis 2025 selbst verpflichtet:
- 15 Prozent weniger Zucker in Erfrischungsgetränken und fruchthaltigen Getränken mit Zuckerersatz
- 15 Prozent weniger Zucker in gesüßten Milchprodukten für Kinder
- 20 Prozent weniger Zucker in Frühstückscerealien für Kinder
Im April 2024 einigte sich die Europäische Union (EU) zudem auf eine neue Frühstücksrichtlinie. Diese soll den Zuckergehalt in Marmeladen und Fruchtsäften transparenter machen.
Welche Kategorien von Zucker-Alternativen gibt es?
Zu den beliebten Zucker-Alternativen beim Backen und Kochen gehört Honig. Auch Datteln, Agavendicksaft oder Apfeldicksaft eignen sich dazu, Backwaren und Snacks zu süßen.
Natürliche Zucker-Alternativen
Zucker macht gute Laune? Inzwischen geht die Forschung von einem Irrglauben aus. Im Gegenteil, ein hoher Zuckerkonsum kann die Stimmung verschlechtern. Das vermeiden gesundheitsbewusste Menschen, indem sie auf natürliche Zucker-Pendants zurückgreifen:
Stevia
Stevia stammt aus den Blättern der Stevia-Pflanze. Es übertrifft die Süßkraft von Zucker um das 300-fache. 2011 erkannte die EU den Zuckerersatz an.
Erythrit
Erythrit gleicht dem Haushaltszucker äußerlich aufs Haar. Er schmeckt jedoch deutlich weniger süß.
Xylit (Birkenzucker)
Der Zuckeralkohol Xylit entsteht in der Rinde von Buchen und Birken sowie in Erdbeeren und Pflaumen. Sein Geschmack entspricht klassischem Zucker.
Kokosblütenzucker
Kokosblütenzucker entsteht aus dem eingekochten Saft aus der Kokosblüte. Im Vergleich zu Industriezucker schmeckt er malziger.
Künstliche Süßstoffe
Den Markt natürlicher Süßungsmittel ergänzen künstlich hergestellte Zuckerersatzstoffe:
Aspartam
Bis zu 200-mal stärker als Zucker süßt der auf Lebensmittelverpackungen mit E 951 gekennzeichnete Zuckerersatz Aspartam. Er ist der meist produzierte Lebensmittelzusatzstoff.
Sucralose
Die EU ließ Sucralose 2004 als Zuckerersatz zu. Er schmeckt 600-mal süßer als Industriezucker.
Saccharin
Der Süßstoff Saccharin mit der E-Nummer 954 ist seit 1879 auf dem Markt. Diesen entdeckte der Chemiker Constantin Fahlberg im Jahr 1878. Damit ist Saccharin älter als alle anderen künstlichen Zucker-Alternativen der Welt. Seine Süßkraft ist im Vergleich zu Zucker 500-mal höher.
Die Vor- und Nachteile von Zucker-Alternativen
Ebenso wie der Zucker selbst haben Zucker-Alternativen Vor- und Nachteile:
- Stevia wirkt sich nicht auf den Blutzuckerspiegel und die Zahngesundheit aus. Allerdings schmeckt das Süßungsmittel leicht bitter. Es entsteht in einem chemischen Verfahren, bei dem Aluminiumsalze die Umwelt belasten.
- Die Vorteile von Erythrit gleichen denen von Stevia. Auch die Herstellung ist ähnlich aufwendig. Dadurch kostet der Süßstoff deutlich mehr als Haushaltszucker.
- Xylit ähnelt in Sachen Süße dem Haushaltszucker. Dabei besitzt der Süßstoff nur die Hälfte an Kalorien. Er hemmt die Kariesbildung. Wer ihn in Massen zu sich nimmt, riskiert jedoch eine höhere Wahrscheinlichkeit von Schlaganfällen und Herzkreislauferkrankungen. Auch für manche Tierarten, darunter Hunde, ist Xylit lebensgefährlich.
- Durch Kokosblütenzucker steigt der Blutzuckerspiegel langsamer an als durch Haushaltszucker. Im Vergleich zu diesem ist das Ersatzprodukt deutlich teurer.
- Aspartam besitzt weniger Kalorien als Zucker. Der Süßstoff eignet sich zum Süßen von Getränken oder dem Frühstücksmüsli. Zum Kochen und Backen kommt er nicht infrage, da er bereits bei 150 Grad Celsius zerfällt.
- Sucralose zählt zu den kalorienfreien Süßungsmitteln. Es eignet sich daher für Diabetiker. Allerdings beeinflusst der Zuckerersatz die Darmflora.
- Auch Saccharin enthält keine Kalorien. Der Süßstoff wirkt sich weder auf das Gewicht noch auf die Zahngesundheit aus. Auch er kann jedoch die Darmgesundheit beeinträchtigen, wenn Personen ihn in großen Mengen aufnehmen.
Einsatzgebiete von Zucker-Alternativen
Süßungsmittel, die klassischen Zucker ersetzen, finden in mehreren Bereichen Anwendung:
Lebensmittelindustrie: In Snacks und Getränken kommen Stevia sowie Aspartam, Sucralose und Saccharin zum Einsatz. Letzteres befindet sich hauptsächlich in Light- und Diabetes-Produkten.
Gastronomie: In manchen Restaurants ersetzt Kokosblütenzucker den klassischen Haushaltszucker in dafür geeigneten Gerichten.
Privathaushalte: Stevia eignet sich in flüssiger Form als Ersatz-Haushaltszucker. Xylit steht dagegen als Pulver zur Auswahl. Auch Kokosblütenzucker erhalten Menschen, die auf richtigen Zucker verzichten wollen, als bröseliges Pulver. Es eignet sich als Topping auf Backwaren oder Müsli.
Fazit
Konsumenten haben die Wahl zum Süßen Industriezucker zu verwenden oder auf Zucker-Alternativen zurückzugreifen. Hierbei unterscheiden sich natürliche und künstliche Zuckerersatzstoffe. Die kalorienärmeren Ersatzstoffe stellen die Süßkraft von Haushaltszucker um ein Vielfaches in den Schatten.
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